Produktives Stadtquartier Winnenden

Geteilte Infrastruktur für ein produktives Stadtquartier


  • In Winnenden soll im Rahmen der IBA’27 ein neues, produktives Modellquartier entstehen – ein innovatives gemischtes Stadtviertel, in dem in hybriden Gebäuden produziert, gearbeitet und gewohnt wird. In einem offenen Wettbewerb suchte die Stadt hierfür innovative Vorschläge die zeigen, wie diese unterschiedlichen Nutzungen miteinander verzahnt werden können und sich gegenseitig ergänzen und bereichern.


    Das Ziel für das äußerst heterogene Wettbewerbsgebiet am Rande von Winnenden ist es, dass dort jeder und jede – ob große, bereits gut organisierte Firma, Start-Ups oder Handwerksbetrieb, Anwohner oder Winnender – produktiv sein kann. Hierfür werden die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen: Das produktive Quartier bietet eine geteilte Infrastruktur, die Produktivität fördert, Synergien innerhalb der Clusterblöcke nutzt und Flexibilität für Wachstum schafft. Der Entwurf bietet für unterschiedliche Akteure jeweils den passenden Standort.

    Das Gebiet ist in sechs Clustern organisiert, welche gemeinsam im Quartier, aber auch einzeln in sich funktionieren und sich in einem eigenen „Konnektor“-Modul ihre Infrastruktur teilen. Verbunden sind die verschiedenen Clustereinheiten durch eine Grünachse, die das Gebiet einmal durchzieht und als Shared Space fungiert. Hier treffen mittelgroße und große Produktionseinheiten im Norden auf kleinere und mittlere Produktion, Büros und Wohnnutzungen im Süden – die Achse bietet hierbei Platz zum Austausch und zur Begegnung, sie fördert die Interaktion und Kommunikation zwischen Funktionen. Sie geht hierbei auf die differenzierten Bedürfnisse ein: sie bildet eine Logistik- und Verkaufsfläche für Handwerk und Ateliers, bietet jedoch auch durch ihr Grün Aufenthaltsqualität für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Produktionen. Gleichzeitig schafft sie eine Verbindung zwischen Stadt und Landschaft und lädt durch die westlich anschließenden Rad- und Wanderwege zum Erkunden des Zipfelbachs ein. Durch eine Erweiterung des Stadtgrüns in Richtung Norden wird auch der Buchenbach (und natürlich das neue Kärcher-Areal) mit angeschlossen. Zugleich bietet die Grünachse eine Versickerungsfläche für anfallendes Regenwasser, welches durch seine landschaftsarchitektonische Einbindung zur Stärkung der Aufenthaltsqualität der Freifläche beiträgt.

    Unterstützt wird die Gemeinschaft des Quartiers durch drei Sonderfunktionen – das Quartierszentrum, das Fab Lab und den Recycling Hub. Diese sowohl von allen Akteuren als auch quartiersübergreifend genutzt werden. Das Quartierszentrum ist ein zentraler Anlauf- und Treffpunkt und bietet Raum für gezielten Austausch durch Stammtische, Messen oder Ausstellungen – aber auch Platz für z.B. eine Bibliothek oder ein Fitnessstudio. Auch eine zentrale Kantine bzw. ein Restaurant befindet sich an dieser Stelle, der eine Außenfläche der Grünachse zugeordnet wird. In dem Fab Lab können sowohl die ansässigen Firmen, die Bewohnerschaft und auch ganz Winnenden die Maschinen und Werkzeuge nutzen. Der Recycling Hub bietet eine Möglichkeit, Restmaterial zu lagern, aufzubereiten und durch z. B. kleinere Werkstätten günstig zu erwerben und weiter zu verwenden. So trägt das Quartier einen weiteren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung Winnendens bei.

  • Aufgrund des Bedarfs an direkter Anlieferung und großen Logistikflächen befinden sich große Produktionshallen im Norden des Gebiets und können so ohne Umwege direkt von der Abfahrt der B14 angefahren werden. Hier ist auch ein Mobility Hub angedacht, welcher quartiersübergreifend Parkplätze anbietet, aber auch Leihfahrzeuge wie Sprinter, Gabelstapler und andere Fahrzeuge für das Quartier bietet.

    Die Clusterblöcke bieten aufgrund ihrer städtebaulichen Struktur und Lage im Gebiet unterschiedliche Standortfaktoren. Jedes Cluster ist in sich gemeinschaftlich organisiert und entwickelt. Dies unterstützt die geteilte Infrastruktur und Energiegewinnung. Das erste Cluster mit dem Mobility Hub fungiert hierbei als lokaler und regionaler Entwicklungsstartpunkt für das Quartier und wird durch öffentliche-private Hand entwickelt, während die beiden weiteren nördlichen Cluster sind Werkvereinigungen, die sich hier zu Produktionshöfen zusammenschließen. Die drei südlichen Cluster, welche sich durch eine schmälere Bebauung und einen größeren Wohnanteil auszeichnen, eignen sich zur genossenschaftlichen Entwicklung, aber auch für Baugruppen, mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten und Ausrichtungen der Bewohner und Arbeitenden.

    Das Konnektor-Modul bildet ein verbindendes Element zwischen zwei aufeinandertreffenden Funktionen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. So ist das Modul an den großen Produktionshallen im Norden befahrbar und breit genug um großflächige Logistik zu ermöglichen, während sich das Modul an Wohn- oder Büroflächen vor allem auf gemeinsame Nutzungsflächen wie u. a. Gemeinschaftsräume, Sanitärstränge oder Besprechungsräume konzentriert. Auch Technikschächte können so effizient gemeinsam genutzt werden. Die hohe Flexibilität gemeinschaftlicher Flächen bietet außerdem Möglichkeiten zur Etablierung neuer Wohnformen wie z. B. Kleinstwohnungen für Azubis oder Pendler. Durch das Bereitstellen flexibler „Boxen“ ist ausreichend Fläche für zusätzliche Lagerräume, Technikflächen oder sonstige Räume gewährleistet. Gleichzeitig erhöht der durch Lichthöfe garantierte Sichtbezug der oberen in die unteren Geschosse die Transparenz und damit Akzeptanz und Gemeinschaft der unterschiedlichen Funktionen untereinander. Das städtebaulich eingeschobene Modul fungiert gleichzeitig in einer puffernden Mantelstruktur zwischen lauteren und leiseren Funktionen als lärmschützendes Element. Sehr laute Aktivitäten im Erdgeschoss, wie z. B. Anlieferung durch LKWs, können zusätzlich gedeckelt werden und stellen somit keine relevante Lärmquelle mehr dar.

  • Ort

    Winnenden

  • Auftraggeber

    Stadt Winnenden

  • Jahr

    2021

  • Thema

    Produktive Stadt

  • Leistungen

    Wettbewerbsteilnahme